Manchmal frage ich mich, ob ich der einzige bin, der Pokémon GO nicht spielt. Das Spiel verbindet in beeindruckender Weise die reale Welt mit der virtuellen Welt und gerade deswegen können sich viele auch nicht dem Reiz dieses Spieles entziehen und werden zu Pokémon-Jägern. Gerade deswegen lohnt es sich einen Blick hinter die Fassade zu werfen und zu erfahren, welche Sammelleidenschaft hinter Pokémon GO steckt.

Das Spielprinzip ist vielen noch von der Nintendokonsole her bekannt. Es geht darum, die Spielfiguren, sogenannte Pokémons, zu fangen und dann gegeneinander antreten zu lassen. Seit kurzem vertreibt die Fa. Niantic Inc. aus Kalifornien ihre Spiele-App für mobile Endgeräte, die die Betriebssysteme IOS und Android unterstützen, auch in Deutschland. Bei dem Spiel werden auf einer virtuellen Landkarte Spielfiguren platziert, die man in der „echten“ Welt suchen muss. Bewegt man sich mit seinem Smartphone und erreicht einen solchen Punkt, erscheint das Pokémon auf dem Display und man kann es fangen. Soweit zu der Fassade des Spiels. Werfen wir nun einen Blick hinter die Kulissen.

Pokémon GO funktioniert nur mit eingeschalteter GPS-Funktion. Der Spieleanbieter Niantic bekommt somit ständig den Aufenthaltsort des Spielers mitgeteilt, wenn die App aktiv ist. Niantic behält sich in seiner Datenschutzerklärung vor, diese Ortsdaten zu speichern und „zur Verbesserung und Personalisierung des Dienstes“ zu analysieren. Welche Daten genau übermittelt werden kann, nicht festgestellt werden, da die Verbindung verschlüsselt ist. Laut Datenschutzerklärung sammelt Niantic Geräteinformationen, Ortsdaten, die E-Mail-Adresse des Anmeldekontos sowie sonstige Daten wie z.B. den Spielernamen und natürlich den gesamten Spielverlauf. In der Datenschutzerklärung ist ebenfalls in einem sehr weitreichenden Absatz nachzulesen, dass sämtliche Nutzerdaten an Behörden oder auch an andere Dritte weitergeben werden können.

Pokémon GO übermittelt aber nicht nur an den Spielehersteller Daten. Vor und während des Spiels werden auch Verbindungen zu Servern von verschiedenen Unternehmen aufgebaut und Daten übertragen. In einem Test vom Sicherheitsexperten und Autor Mike Kuketz wurden Verbindungen zu Servern folgender Firmen festgestellt:

  • Unity Technologies: Firmensitz Kalifornien, USA. Die Firma betreibt auch unter anderem einen Daten-Analyse-Dienst und einen Werbedienst, um interessenbezogene Werbung zu verteilen.
  • Apteligent Inc.: Firmensitz Kalifornien, USA. Die Firma bietet Nutzeranalysen in Echtzeit an.
  • Upsight Inc.: Firmensitz Kalifornien, USA. Diese Firma bietet klassische Tracking- und Marketing-Dienste an.

An diese Firmen werden z.B. folgende Gerätedaten übermittelt: Kennung, Modell, Hersteller, Betriebssystemversion. Weiter wird auch die Speicherauslastung, Länderkennung und der Mobilanbieter übertragen.

Spätestens jetzt frage ich mich, welche Sammeleigenschaft denn von Pokémon GO befriedigt wird. Die des Pokémon Go-Spielers bei der Jagd nach immer mehr neuen Pokémons oder die Daten-Sammelleidenschaft des Anbieters Niantic und seiner Drittanbieter?

Es hat für mich den Anschein, dass eine einzige App ausreicht, um die Bedenken über die eigene Privatsphäre verblassen zu lassen. Pokémon GO Spieler müssen sich darüber bewusst sein, dass sie kein Produkt mit der App gekauft haben, sondern dass sie selber das Produkt sind.

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